Engel fliegen einsam by Vogt Patrick

Engel fliegen einsam by Vogt Patrick

Autor:Vogt, Patrick [Vogt, Patrick]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: amazon, Thriller, anAndyL, anMehmet
ISBN: 9781520437859
Google: BvZBMQAACAAJ
veröffentlicht: 2017-01-21T23:00:00+00:00


14. Kapitel

Es war Dienstag, der zweite Dezember im Jahre 2013. Nach nur wenigen Stunden des Schlafes schwang ich meine beiden Beine von der Couch und stand kerzengerade inmitten meines Wohnzimmers. Mir wurde schwindlig, ich war zu schnell aufgestanden, doch der Schwindel verflog und eine heiße Dusche sollte mich wieder munter machen. Das Wasser aus dem Duschkopf prasselte auf das Porzellan und spritzte von dort gegen den gemusterten Duschvorhang. Fast eine Stunde stand ich im Bad. Eine lange Zeit für meinen Verstand, um die obligatorischen »Was-wäre-wenn-Situationen« durchzuspielen. Situationen, deren Eintreten unwahrscheinlicher war, als ein Gewinn in der Lotterie. Wie würde ich mich verhalten, wenn ich nachts auf der Straße von mehreren Personen überfallen wurde? Oder was sollte ich tun, wenn in einem verlassenen Freizeitpark die Achterbahn kopfüber stehenblieb? In meinem Kopf entstanden regelrechte Dialoge, die schon annähernd drehbuchreif gewesen wären. Nachher ging es los zu Lou und Martha. Ein Teil von mir freute sich darauf, diesen Tag mit den beiden zu verbringen. Ein anderer Teil jedoch wollte allein sein. Mia und ich hatten ein Ritual. An jedem Geburtstag, den einer von uns hatte, stießen wir mit einem Glas Sekt an. Wir lachten, wir machten Witze über das Älterwerden und schmiedeten Pläne für das nächste Lebensjahr. Pläne, in denen nur wir beide vorkamen. Der Kühlschrank enthielt, neben einigen wenigen Lebensmitteln, eine Flasche Sekt. Ich hielt an dem Ritual fest. Der Korken knallte und ich hatte Mühe, den aufschäumenden Sekt im Zaun zu halten. Mit einem Lappen wischte ich den nassen Küchentisch wieder trocken und trat, mit der Flasche bewaffnet, vor den großen Badezimmerspiegel, der noch immer etwas beschlagen war. Aufmerksam betrachtete ich mein Ebenbild. Ich hatte mich verändert. Nein, ich wurde verändert. Ich strahlte eine innere Traurigkeit aus, die so schien es, auch nicht mehr verschwinden würde. Wenn man einsam ist, sind die Tage endlos. Man klammert sich an die guten, verblassenden Erinnerungen, bevor auch die letzte Hoffnung in einem stirbt. »Alles Gute, Gary …« nach einem tiefen Schluck aus der Flasche, mit der ich mir zuvor selbst zugeprostete, zog, ich mir saubere Kleidung an. Um fünfzehn Uhr wurde ich bei den Denfields erwartet. Zeit genug also, um es mir noch ein wenig bequem zu machen. Mit einer Tasse heißem Kaffee setzte ich mich direkt an das Fenster, das den Blick nach draußen offenbarte. Von dort aus hatte ich ein freies Blickfeld auf die Geschehnisse in meiner Straße. Autos fuhren langsam entlang, Paketdienste schoben Kartons in die umliegenden Geschäfte und Spaziergänger genossen diesen schneefreien Tag. Der erste Anrufer kündigte sich an. Es war mein Vater. Wer auch sonst. Sämtliche Kollegen, mit denen ich teilweise mehrere Jahre zusammengearbeitet hatte, ließen sich nicht mehr blicken. »Hi Dad, wie geht es dir?« Samuel versuchte seine gute Laune, die er heute zu haben schien, zu unterdrücken. Wahrscheinlich aus Rücksicht. Doch das brauchte er nicht. Ich freute mich, dass es meinen alten Herrn gut ging. Schließlich hatte er in seinem Leben auch schon einiges mitmachen müssen. »Alles Gute zum Geburtstag, mein Sohn. Ich wäre ja vorbeigekommen, aber die verdammten Straßen hier sind spiegelglatt.



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